Rezension zu “Gotteszorn” von Simon Geraeds

Ein unterdrückter Mensch sieht rot.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Überzeugend und brillant.
In seinen Newslettern hat Simon Geraedts Abonnenten regelmäßig zu der Entwicklung dieses Romanes informiert. Ich hatte das Vergnügen, als Testleser dabei sein zu dürfen, was meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

Blickfang
Das Cover entspricht dem aktuellen Stream, passt somit sehr gut in das Genre. Der Hintergrund besteht aus einer hellen / grauen Textur, die Titelschrift ist in blutrot ausgeführt der Autorenname und der Rand sind in schwarz gehalten. Sowohl das gewählte Motiv, als auch die Ausführung sind professionell erstellt.

Klappentext
Der Klappentext startet mit einem Zitat des augenscheinlich wahnsinnigen Mörders. Das offenbart sofort Details zu dem Täter, die Neugier wecken. Die folgenden Absätze sind perfekt als Klappentext formuliert. Sie geben einen Abriss über das Buch, werfen weitere Köder und sind in der Länge und Ausführlichkeit punktgenau. Kein langwieriges Geschwafel.

Der erste Satz
»Mein Name ist Konrad Mayer. Ich bin zweiundvierzig Jahre alt, arbeite in einem Online-Versandhandel für Gartenwerkzeuge und habe seit letzter Woche fünf Menschen getötet. Dies ist mein Geständnis.« Ein faszinierender Einstieg, der sofort in die Geschichte zieht. Sowohl der Täter als auch sein Geständnis werden sofort dargestellt. Es stellt sich also nicht die Frage ›WER war es?‹, sondern ›WARUM tat er es?‹

Der Text
Buchsatz, Lektorat und Korrektorat sind professionell ausgeführt worden, was den Lesefluss positiv beeinflusst. Es befinden sich nahezu keine fehlerhaften Stellen in dem Buch, Spitzenklasse.

Die Story
Ein Mensch, der sein Leben lang unterdrückt wird, sieht eines Tages keinen anderen Weg, als sich zu rächen. Konrad Mayer wird von seiner Ehefrau und seinen Kollegen tagein tagaus ausgenutzt, verhöhnt und beleidigt. Wenngleich dieser Protagonist Unterdrückung in ausgeprägtester Form erlebt, kann der Leser rasch mitfühlen. Jeder hat die eine oder andere Situation erlebt, in der er ungerecht behandelt wurde. Konrad startet seinen Rachefeldzug genau zum richtigen Zeitpunkt, nämlich dann, wenn der Leser nicht nur Verständnis dafür hegt, sondern sogar miteifert. Ein Psychopath neigt jedoch dazu, sich in Rage zu steigern. Da verlässt den Leser das Mitgefühl für Konrad und muss bangen, das dieser kranke Mensch es nicht schafft, sein Vorhaben zu Ende zu bringen. Man wird wunderbar hin- und hergerissen.

Die Spannung
Vom ersten bis zum letzten Satz besteht dieses Buch aus purer Spannung. Die Figuren entwickeln sich großartig, erleiden Rückschläge, überwinden Hindernisse, scheitern und gewinnen. Die Story selbst wird durch Höhen und Tiefen getrieben, lässt Leser bangen und hoffen, hassen und lieben. Die teilweise sehr harten Szenen sind wohl dosiert und als gut durchdachte Schockmomente platziert. Hier kommt auch der versierteste Thriller-Leser auf seine Kosten.

Das Tempo
Der Leser wird nicht getrieben. Er treibt sich selbst. Dieses Buch blättert sich wie von selbst und ohne es zu bemerken, sind Stunden vergangen. Obwohl die Story sehr flott vorangeht, lässt der Autor genügend Zeit, alles genau zu sehen und zu fühlen.
Der Schreibstil Wie in allen Büchern von Simon Geraedts findet der Leser professionelle Schreibweise vor. Das zeichnet sich dadurch aus, dass kein einziger Stolperstein in dem Buch zu finden ist. Es liest sich ›in einem Stück‹.

Die Handlung
Dem Leser wird eine rundherum konsistente und in sich geschlossene Handlung geboten. Alle Fragen werden beantwortet.

Fazit
Ein Buch, das nachklingt. Simon Geraedts ist angekommen. In »Gotteszorn« erleben wir einen rundherum kompletten Autor, der seine Plots so geschickt konstruiert und so hervorragend schreibt, dass seine Bücher ein Genuss sind.

Ich empfehle dieses Buch jedem, der Spannung und Schreibkunst auf höchstem Niveau mag.

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